Die Zeit zwischen den Jahren war kurz, die Liquidität in den vergangenen Handelstagen gering und alle Augen richten sich nun auf das kommende Jahr 2022. Dennoch lohnt es, bevor man den Blick nach vorne richtet, noch einmal umzuschauen und zu fragen, wie war das zurückliegende Jahr den Kapitalmärkten?
Um es in der Sprache der Winzer auszudrücken, es war ein Spitzenjahrgang – mal wieder. Die Indizes in den USA und in Europa haben neue Rekordstände erreicht. Der Dow Jones konnte um 18,73%, die Nasdaq um 21,39% und der S&P 500 sogar um 26,89% zulegen. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in Europa, hier verbesserte sich der DAX um 18,73%, der Stoxx Europe 600 um 22,24% und allen voran der CAC 40 um 28,85%. Allerdings wurden die massiven Aufwertungen der Börsen insbesondere in den USA von einigen wenigen Unternehmen getragen. So sind z.B. Microsoft um 51%, Apple um 34%, Alphabet um 65%, Nvidia um 132% , Tesla um 50% und Ford um sage und schreibe 136% gestiegen. Diese Höchststände wurden insbesondere von einer die Märkte mit billigem Geld flutenden Notenbankpolitik, sinkenden Arbeitslosenzahlen und einer Hoffnung auf eine sich eindämmenden Pandemie getragen. Auf der anderen Seite haben auch Probleme in den Lieferketten (z.B. Hafen- und Containerengpässe) oder auch die Null-Toleranz Politik Chinas gegenüber Covid und den damit verbundenen Produktionsausfällen zu erheblichen Preissteigerungen beigetragen. Diese haben zu einem Anstieg der Inflation geführt, der in dieser Geschwindigkeit seit Beginn der 70/80er Jahre des letzten Jahrhunderts nicht dagewesen war.
Wie kann es nun in 2022 weitergehen? Bisher waren die Börsen von Covid und der FED geprägt. Da es scheinbar nun zu leichteren Verläufen bei der neuen Omicron Variante kommt, rückt die Geldpolitik der Notenbanken, um die Inflation einzudämmen, in den Vordergrund. Das Augenmerk dürfte sich für Investoren damit mehr auf die Fundamentaldaten der Unternehmen richten und auf deren Bewertungen abgestellt werden. „Go with the flow“ wird nicht mehr ausreichend für eine Investition sein, es kommt wieder mehr auf die Bilanzrelationen und insbesondere die Verschuldung, Eigenkapitalquote und free cash flow an. Wichtig wird sein, ob die Unternehmen Geld verdienen können und ob diese in diesem inflationären Umfeld Preissteigerungen weitergeben können. Von der Fed wird ein schnelleres Aussteigen (Tapering) aus der ultra lockeren Geldpolitik sowie bis zu drei Zinssteigerungen in 2022 erwartet. Allerdings wird es auf dem Weg zu einer veränderten Geldpolitik und einer sich verringerten Inflation zu mehr oder weniger heftigen Kursbewegungen kommen.
Daher heißt es für den Anleger, sein Portfolio sturmfest zu machen. Man sollte eine gute Mischung aus verschiedenen Sektoren haben, die je nach Situation sowohl für Wachstum aber auch für „risk-off“ Situationen gut geeignet sind. Alternative Anlagen bleiben weiterhin schwierig: Renditen in Staatsanleihen tendieren nach wie vor im Minus oder nur leicht im positiven Bereich, unter Berücksichtigung der Inflation ist die Realverzinsung auch bei Unternehmensanleihen fast immer Null. Cryptowährungen haben sich bisher nicht als Stabilitätsanker erwiesen sondern waren im Gegenteil sehr volatil. Gold bringt keinerlei Zinseinkünfte und hat zudem noch hohe Lagerkosten sowie hohe An- und Verkaufspannen. Daher somit sollte man, wenn man sich für diese Assetklasse interessiert, in goldunterlegte Zertifikate ausweichen.
Letztendlich wird auch für 2022 der globale Aktienmarkt der Anlageschwerpunkt bleiben. Insbesondere sollte man aber als langfristig engagierter Investor nicht vergessen: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Kapitalmärkte wachsen, so hat z.B. der S&P 500 in den letzten 11 von 13 Jahren zugelegt. Das durchschnittliche Wachstum über den Gesamtzeitraum lag bei 15% p.a.