Betrachtet man die Kursverläufe diverser Indizes , so lief alles bis zum Abend des 25. November in geordneten Bahnen. Soweit so gut. Dann kam aber in der Nacht zum Freitag die Meldung, dass sich eine neue Virusvarinate namens Omicron in Südafrika schnell verbreite und auch bereits erste Fälle in Israel und Europa aufgetaucht waren. Diese Meldung verhalf den Börsen weltweit zu einem veritablen Absturz, allein der Dax verlor an diesem Freitag rd. 4,5% seines Wertes. Am darauffolgenden Montag kam eine kurze Entlastung, die wieder am Dienstag zu einem erneuten „sell off“ führte, nachdem der CEO von Moderna meinte, dass sein Impfstoff deutlich weniger wirksam gegen die neue Variante sein könnte. Dies alles, zusammen mit bereits sehr hohen Bewertungen (die Indizes sind nur 4-5% unter ihren Jahreshöchstständen) und einer weiter steigenden Inflation waren das Rezept, dass der Dax in diesem Monat 3,75%, der Euro Stoxx 600 2,63% und der Dow Jones 3,72% verloren, während sich die Nasdaq gerade noch mit +1,8% und der S&P 500 mit -0,83 behaupten konnten. Bemerkenswert war allerdings die Geschwindigkeit mit der sich Anleger von ihren Werten trennten. Angeführt von Luftverkehrs- und Reisewerten wurden dann aber auch alle anderen Marktsegmente in Mitleidenschaft gezogen. Am letzten Tag des Monats kam dann wieder die Meldung von BioNTech, dass man doch von einer guten Wirkung des eigenen Impfstoffs ausgehe, dies aber weiter prüfen müsse. Der Markt reagierte weiter sehr nervös und nimmt jeden Anlass zu einer verstärkten Reaktion in die eine oder andere Richtung. Erstaunlich ist auch, dass mehr als die Hälfte aller Unternehmen im S&P 500 in diesem Jahre bisher eine negative Performance zu verzeichnen haben, mehr als 20% sogar eine negative Entwicklung von > 20%.
Tritt man jedoch einen Schritt aus dem Tagesgeschehen zurück, kann man zwei Dinge feststellen. Corona ist nach wie vor präsent, aber die Impfstoffe wirken oder können zumindest innerhalb kürzester Zeit angepasst werden. Somit könnten wir in den kommenden Monaten weitere Volatilität sehen, aber Corona wird die Märkte zunehmend weniger durchrütteln. Der viel wichtigere Aspekt für die Markteilnehmer wird aber die Frage nach der Eindämmung der aktuellen Inflationszahlen sein. Während die EZB Direktorin Schnabel nach wie vor von einem vorüber gehenden Zustand sprach, der Mitte kommenden Jahres wieder zu einem Wert von etwa 2-3% führen soll, hat der FED Chef Powell das Wort „vorübergehend“ in den „Ruhestand“ geschickt und angedeutet, dass die Taperingmaßnahmen auf den Anfang kommenden Jahres vorgezogen werden könnten. Also auch hier ein alles andere als klares Bild, es bleibt aber der Eindruck, dass wir uns an eine weiterhin deutlich höhere Inflation gewöhnen werden müssen, die länger anhält.
Was bedeutet das für den Investor: Geld zu horten als „sicheren Hafen“ ist angesichts der Inflationszahlen keine gute Idee. Gold und Kryptowährungen haben sich derzeit (noch) nicht als Inflationshedge erwiesen. Bonds rentieren nach wie vor im negativen oder besten im (nicht risikoadäquaten) leich positiven Umfeld. Übrig bleibt daher die Aktie: Es sollten schwächere Marktphasen wie in den letzten Tagen mitgenommen werden, um in qualitativ hochwertige Unternehmen mit starken Bilanzkennzahlen zu investieren. Aufgrund der hohen Volatilität sollte man allerdings in kleineren Tranchen investieren und immer genügend Liquidität zurückhalten, um bei weiteren Rücksetzern erneut investieren zu können. Dabei ist, wie bereits mehrfach erwähnt, auf die Marktstellung und Preissetzungskompetenz zu achten, die in einem inflationären Umfeld hilft, die Umsatzrenditen aufrecht zu halten.