Was für ein Monat: Lieferkettenprobleme, Chip Mangel allerorten, steigende Energiepreise, Konflikte mit China, steigende Coronazahlen… und dennoch, nach dem schwachen September hat der Monat Oktober gegen Ende noch einmal gezeigt, was in ihm steckt. Die Quartalsberichterstattung vieler wichtiger US Unternehmen hat den US-Indizes soviel Schwung verliehen, dass die Nasdaq in diesem Monat um fast 7,5%, davon allein in der vergangenen Woche um 3,2% zugelegt hat. Damit ergibt sich ein Zuwachs nur in diesem Jahr von knapp 23%! Der Dow Jones und der S&P 500 haben „nur“ 4,15% bzw. 5,6% im Monat zugelegt. Das Feuerwerk der positiven Überraschungen reichte von klassischen Unternehmen wie Ford, bis hin zu Alphabet. Vor allem Microsoft, hat die Herzen der Investoren höher schlagen lassen. Aber wo viel Licht, da auch Schatten, so konnten weder Apple noch Amazon die Erwartungen erfüllen. Dennoch wurde dies nur mit Kursabschlägen von 3% bzw. 3,4% bestraft. Selbst der negative Ausblick von Amazon auf das vierte Quartal hat die Anleger nur kurz verführt, sich von der Aktie zu trennen.
Und in Deutschland und Europa? Der Dax legt im Oktober um 2,1% und der Stoxx Europe 600 um 4,5% zu. Auch hier hat es gute Ergebnisse gegeben, z.B. Daimler, L’Oreal, BASF. Dennoch scheint es, dass wieder einmal die US Märkte Europa und insbesondere Deutschland abhängen. Dies mag zum einen an der Industrielastigkeit des DAX liegen. Daneben mag dies aber auch mit der unterschiedlichen Herangehensweise und Riskofreude bei neuen Produkten zu tun haben. Z.B. Tesla wurde vor 18 Jahren gegründet und bringt es aktuell auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 1 Billion Euro. Das entspricht dem mehr als 10-fachen Wert von VW. „Nicht das Spaltmaß, sondern das Kundenerlebnis genießt die höchste Aufmerksamkeit der Ingenieure“, schreibt Gabor Steingart in seinem Morningbriefing vom vergangenen Mittwoch. Ein Automobilhersteller, der sein Produkt als rollendes Smartphone begreift, geht anders mit den Herausforderungen der automobilen Zukunft um, als ein vorwiegend ingenieurgetriebenes Unternehmen. Das honorieren offensichtlich die Anleger. Die Produktivität eines Tesla Mitarbeiters ist ca. doppelt so hoch, wie die eines VW Mitarbeiters in Braunschweig. Dies alles zusammen mag für die derzeit astronomische Bewertung von Tesla sprechen, das Risiko dabei ist jedoch: wehe sie liefern in Zukunft nicht entsprechend den Erwartungen der Kapitalmärkte ab.
Warum steigen die Märkte dann, als wäre nichts geschehen und insbesondere die Techunternehmen? Zum einen wird man konstatieren können, dass sich die Investoren mit der steigenden Inflation von derzeit sogar 4,5% in der Eurozone abgefunden haben und sich mehr auf die Wachstumserwartungen konzentrieren. Auch wird der Begriff der „vorübergehenden“ Inflation deutlich ausgeweitet. So gehen große US-Investoren mittlerweile von einer Reichweite bis Mitte 2023 aus. Dies ist in den aktuellen Kursen scheinbar mit eingepreist. Solange dabei die Zinsen nicht deutlich steigen, und das scheint die EZB unter allen Umständen verhindern zu wollen, sollte dies den Aktienmärkten zugute kommen. Die Rendite der 10-jährigen US Treasuries bei 1,561% und der 10-jährige Bund bei -0,105 % stellen sich im Vergleich zur monatlichen Entwicklung der Aktienmärkte eher als Festgeldersatz dar, denn als attraktive Geldanlage, selbst für vorsichtige Investoren.
Dennoch sollten man bei dem Blick auf die Aktienmärkte die möglichen Gefahren und Unsicherheiten am Horizont nicht außer Acht lassen. Was ist zu tun? Gerade in Zeiten wachsender Unsicherheit und steigender Bewertungen sollte man auf ganze Märkte in Form von ETF’s sowie auf Marktführer setzten, die sich durch Preissetzungsmacht und Bekanntheitsgrad auszeichnen und damit in der Lage sind, gewisse Markteintrittsbarrieren aufzubauen.