Der Monat September macht seinem Ruf als schlechter Börsenmonat wieder einmal alle Ehre, ist doch der marktbreite S&P 500 um 4,8%, die Nasdaq um 5,3% und der Stoxx 600 um über 3,2% gefallen, auch die asiatischen Börsen verzeichneten ihren bisher schlechtester Monat seit März. Für den Dow Jones war es sogar mit -4,3% der schlechteste Monat seit Oktober 2020. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Nur um einige zu nennen, die Angst vor dauerhaft hoher Inflation, die Ankündigung der FED das sog „Tapering“ also die Reduzierung des Ankaufs von Anleihen. Daneben ist der starke und vor allem schnelle Anstieg der US-Staatsanleihen ein wesentlicher Grund für die Rücksetzer an den Börsen und insbesondere für Tech-Unternehmen, da höhere Zinsen die Finanzierungskosten erhöhen und vor allem die Bewertungsmodelle für diese Unternehmen einen höheren Abzinsungsfaktor unterstellen, was eine geringere Bewertung zur Folge hat.
Also, Zeit um in Panik zu verfallen und Aktienpositionen zu verkaufen? Nüchtern betrachtet hat sich bisher nicht so viel verändert. Das Ergebnis der Bundestagswahl lässt das Schreckgespenst einer rot-grün-roten Koalition nicht zu. Corona spielt für die Märkte eine immer geringere Rolle, lediglich die Nachwirkungen bei den Lieferketten müssen im Auge behalten werden. Die Notenbanken versorgen die Märkte immer noch mit hoher Liquidität. Der mögliche Zahlungsausfall des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande scheint zumindest teilweise durch den Eingriff der chinesischen Nationalbank PBOC und Anteilsverkäufe durch Evergrande an der Shengjin Bank abgefedert zu werden. Der Dax hat seit Jahreshöchststand lediglich 4,8 % abgegeben, gleiches gilt für Nasdaq mit minus 6% und den S&P 500 mit minus 5,2%
Ist dann nun die Zeit der Kaufgelegenheiten gekommen? Und wenn ja, welche Aktien sind „Schnäppchen“? Es hat bisher kein Ausverkauf an den Aktienmärkten stattgefunden, von einem solchen würde man erst ab rd. 10-20% Kursrückgang sprechen. Die beschriebenen Unwägbarkeiten sollten bis auf weiteres bestehen bleiben. Dennoch bieten sich Rücksetzer auch immer wieder als Kaufgelegenheiten an. Allerdings gilt das nur für wenige ausgewählte Werte, sofern die ökonomischen Grunddaten für die zugrundeliegenden Geschäftsmodelle bestehen bleiben und sich damit das KGV verbilligt. „Schnäppchen“, besser Kaufgelegenheiten, wird man aber nicht nur mit Kennzahlen wie dem KGV oder dem Kurs-Buch-Verhältnis erkennen. Es gab diverse Geschäftsmodelle (z.B. Postkutschen) die verschwunden sind und bis zuletzt ein extrem günstiges KGV hatten. Es bedarf einer darüber hinaus gehenden Analyse, z.B. aktuelle Bewertung der Verbindlichkeiten, evtl. bestehende regulatorische Vorgaben in verschiedenen Rechtssystemen, Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle, Markteintrittshürden usw. . Aus diesen Parametern ergeben sich Hinweise auf einzelne Aktien, die in der aktuellen Situation ebenso wie weniger erfolgreiche Strategien gleichermaßen abgestraft werden. Bei erstgenannten sollte man überlegen nachzukaufen, aber aktuell nur in kleinen Dosen, denn der Ausverkauf kann noch weiter gehen. Dies sollte zu einem optimierten Einstandskurs führen, der natürlich nie das absolute „low“ trifft, aber insgesamt zu einer positiven Wertentwicklungen führen sollte.
Ausblick Märkte Europa und USA:
Kurzfristig: Volatilität bleibt bestehen, getrieben durch Unsicherheit über Inflation, Finanzierungsfragen der US Regierung (government debt ceiling), Zinsanstieg
Mittelfristig: Seitwärtsbewegung mit Aufwärtstendenz